Die Bürde eines Namens

Namen sind ein verbaler Zugriffsindex auf eine Informationsmenge über ein Individuum. Sie sind somit einer Person, einem Gegenstand, einer organisatorischen Einheit oder einem Begriff zugeordnete Informationen, die der Identifizierung und Individualisierung dienen sollen.
So steht es in einem der Bücher meiner Tante. Aber sind Namen wirklich nur etwas, womit wir uns ansprechen? Wäre es das gleiche, wenn wir nicht einfach eine Nummer hätten, damit wir wissen, wer gemeint ist und nicht jeder auf Hey du da! reagieren muss?
Ein Name ist ein Name. Mehr nicht, so sagen es viele. Aber ist mit einem Name nicht auch immer eine Erwartung verbunden?
Fred ist ein einfacher Name. Einfach nur Fred. Nicht mehr. Vier hintereinander gereihte Buchstaben. Genauso wie James, Albus, Molly und Lily. Es sind nichts weiter als Namen. Beliebig aneinander gereihte Buchstaben.
Doch an was denkt ihr wenn ihr diese Namen hört? Sicher nicht an mich oder meine Cousinen oder meine Cousins. Nein.
Ihr denkt an einen Scherzbold, an einen unverbesserlichen Tunichtgut, an einen Teil von zweien. Ihr seht einen rothaarigen, jungen Mann mit einem frechen Grinsen auf den Lippen vor euch. Das ist es an, was ihr denkt, wenn ihr den Namen Fred Weasley hört.
Ihr denkt an einen Helden, an einen Mann, der sein Leben für seine Familie geben hat, weil er einem falschem Freund vertraut hat. Das ist es, wenn ihr an den Namen James Potter denkt.
Ihr denkt an einen alten, weisen Mann. Den Größten Zauberer aller Zeiten. Den besten Schulleiter den Hogwarts je hatte. Ihr denkt an Dumbeldore, wenn ihr den Namen Albus hört. Ihr denk nicht an meinen Cousin Albus Potter.
Ihr denkt an eine kleine, rundliche Frau die das Gemüt eines Nilpferdes mit dem eines Säbelzahntigers vereint. An unglaubliches Essen und Fürsorge und Liebe. Daran denkt ihr doch wenn ihr den Namen Molly Weasley hört.
Ihr denkt an eine unglaubliche Frau, die ihren Sohn mit dem mächtigsten Zauber belegt hat, den es gibt, um ihn vor Voldemord zu beschützen. Ihr denkt an jemanden der jahrelang eine Freundschaft versucht hat zu retten, die zum Scheitern verurteilt war, bis ihr Freund ihr das Herz in Trümmern geschlagen hat. Das ist es doch an was ihr denkt, wenn ihr den Namen Lily Potter hört.
Namen sind mehr als nur etwas, das uns zu mehr macht als nur Zahlen. Namen sind verbunden mit Erwartungen. Erwartungen, die sein Trägen nicht erfüllen kann, weil er ein anderer ist.
Ich bin Fred Weasley, und sicher denkt ihr wieder an meinen Onkel, ihr braucht es gar nicht zu bestreiten, ich verstehe es. So war es schon immer. Aber ich bin nicht er, nur weil ich seinen Namen trage. Ich wäre auch immer noch ich wenn ich Nummer 587.493 wäre. Aber das sieht keiner, weil es nicht so ist, weil ich immer die Bürde meines Namens tragen werde.
Es ist nicht so, dass ich nicht stolz auf diesen Namen bin. Es ist eine Ehre, aber ich kann die Erwartungen nicht erfüllen die hinter diesen vier Buchstaben stehen. Ich bin nicht der Scherzblod mit den roten Haaren, es ist auch nicht sein Grinsen, dass sich auf meine Lippen schleicht, wenn ich etwas angestellt habe. Ich bin nicht die zweite Hälfte meines Vaters. Ich kann seine Sätze nicht beenden, ich kann auch nicht sein Herz wieder zusammensetzen. Ich bin nicht sein Bruder, ich bin nicht sein Zwilling. Ich bin nur sein Sohn, der ihm nicht einmal ähnlich sieht.